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                                           S A B I N E   L A N G E N B A C H

Ein bisschen Glück für mich 

Eine Expedition von Sabine Langenbach

Auf der Suche nach dem Lebensglück hat schon so manche/r das Glück verpasst! Weil man auf etwas Großartiges gewartet hat und dadurch die kleinen Glücksmomente mitten im Alltag übersehen hat oder dachte, dass das Glück des anderen auch das eigene sein müsste. Die Frage ist, wie finde ich mein persönliches Glück?

Für Männer gibt es ein ganz einfaches Glücksrezept: Sie sind glücklich, wenn ihre Partnerin glücklich ist. Das haben US-Psychologen herausgefunden.1 Allerdings gilt das leider nicht umgekehrt. Ein glücklicher Mann bedeutet nicht automatisch, dass die Frau an seiner Seite glücklich ist. Der Studie nach sollten Frauen in ihrer Beziehung deshalb auf sich selbst und ihre Bedürfnisse achten. Die Fachleute betonen, dass sie damit nicht nur sich selbst etwas Gutes tun würden, sondern auch zum Glück des Mannes beitragen.

Hier – wie an so vielen Stellen – zeigt sich: Es ist nicht einfach mit dem Glück! Kein Wunder also, dass in den letzten Jahrzehnten die Glücksforschung einen Boom erlebt hat. Denn eins ist klar: Jeder will ein Stück vom Glück! Ich auch! Und deshalb habe ich mich auf die Suche gemacht.

Bei einem der vielen Sätze, die ich gelesen habe, bin ich hängengeblieben:

Worauf es beim Glücklichsein am meisten ankommt, ist, dass der Mensch bereit ist, das zu sein, was er ist.

Das ist keine Weisheit unserer Zeit – diese Worte sind schon viel älter und stammen von Erasmus von Rotterdam. Er war ein Zeitgenosse von Martin Luther, der bekanntlich im späten Mittelalter lebte.

Moment mal! Mittelalter? Die Menschen damals haben sich Gedanken über das Glück gemacht? Ich dachte, dass die Glückssuche ein Trend unserer Zeit ist, weil wir durch die Medien ständig vor Augen geführt bekommen, was wir (scheinbar) brauchen, um glücklich zu sein. Aber das Alter des Zitats zeigt: Für die Glückssuche braucht es weder Fernsehen noch Internet, weil sie in unser Herz gelegt ist, seitdem Adam und Eva das Paradies, wo Glück ganz normal war, verlassen mussten.

Der unsichere Glücksfaktor „Liebe“
Im „World Book of Happiness“2, in dem das Wissen von 100 Glücksforschern aus der ganzen Welt zusammengefasst ist, wird mehrfach darauf hingewiesen, dass das Glück nicht in sich selbst zu finden ist, sondern in Beziehungen, in der Liebe. Glück und Liebe gehören eng zusammen. Aber die Liebe von Menschen kann vergehen oder Menschen, die mich lieben, sterben. Woher bekomme ich dann die Zuneigung, Kraft und den Halt, den ich brauche, um glücklich zu sein?

Die Liebe von Menschen ist sehr wichtig, aber sie ist auch – so oder so – vergänglich. An der Stelle kommt für mich wieder Erasmus von Rotterdam ins Spiel. „Worauf es beim Glücklichsein am meisten ankommt, ist, dass der Mensch bereit ist, das zu sein, was er ist.“ Beim Glücklichsein geht es offensichtlich nicht ums „Haben“, sondern ums „Sein“. Dreh- und Angelpunkt ist die Frage: Wer bin ich? Ganz unabhängig von meiner Herkunftsfamilie, meinem Lebenslauf, meinem An- und Aussehen, meinem Bankkonto?

Wer bin ich? Für mich steht fest: Ich bin ein wundervoller, lebendig gewordener Gedanke Gottes!3 Psalm 139 und viele andere Stellen in der Bibel machen das ganz deutlich! Ich bin wertvoll! Mit all meinen Ecken und Kanten geliebt von Gott, dem Schöpfer der Welt, dem Vater von Jesus Christus.

Diese ewige Liebe ist zum Fundament für mein Lebensglück geworden.

Dazu kommen meine kleinen und großen Glücksmomente: das Frühstück auf der Terrasse an einem Sommertag, das Lachen mit Mann und den beiden Kindern, das Erscheinen eines neuen Buches. Sie sehen: Mein Glück ist nicht Ihr Glück. Glück ist individuell.

Gute Erinnerungen haben Dankbarkeit im Gepäck
So unterschiedlich das ist, was uns glücklich macht, wir sollten darauf achten, dass sich das Glück nicht zu schnell verflüchtigt. Deshalb muss ich es bewusst wahrnehmen und auskosten. Das nennt die positive Psychologie „Savoring“. Das Onlinelexikon Wikipedia erklärt: „Genießen ist der Einsatz von Gedanken und Handlungen, um die Intensität, Dauer und Wertschätzung positiver Erfahrungen und Emotionen zu erhöhen.“ Innehalten, einprägen, Fotos oder Notizen machen können solche „Handlungen“ sein oder auch das Weitererzählen von Glücksmomenten. Das hat sogar einen doppelten Effekt: Die anderen freuen sich (hoffentlich :-)) mit und durch das Erzählen prägt sich mir der Glücksmoment besser ein. Gute Erinnerungen haben die Dankbarkeit im Gepäck.

Dankbarkeit ist ein wichtiger Baustein für das Lebensglück. Diverse wissenschaftliche Experimente haben bewiesen: Dankbare Menschen sind glücklicher! Das heißt nicht, dass die Dankbaren ein Leben ohne Sorgen und Probleme führen. Aber sie vergessen darüber nicht das Gute, das sie schon erlebt haben und für das sie eben dankbar sein können. Es gibt Menschen, denen wurde diese Gabe in die Wiege gelegt. Andere müssen das Dankbarsein immer wieder lernen und brauchen Unterstützung zum Beispiel durch Freunde, die einen daran erinnern. Das „World Book of Happiness“ rät zum Beispiel dazu, ein Dankbarkeitstagebuch zu führen.

Lebensmotto: Gott sei Dank
Dankbarkeit muss für mich eine Adresse haben. Aber für manches, für das ich „Danke“ sagen möchte, hat kein Mensch etwas dazu getan. Zum Beispiel, dass ich lebe, atme, dass ich bin! Mir ist ein kleiner Satz wichtig geworden, den der Duden mit „Ausspruch der Erleichterung“ erklärt: „Gott sei Dank!“ Für mich ist das keine Floskel, sondern mein Lebensmotto.

Ich habe den Eindruck, je länger ich mit diesen drei Worten unterwegs bin, desto mehr Gründe finde ich, für die ich Gott danke sagen kann. Sogar meine Gebete haben sich dadurch verändert. Ich bitte viel weniger und danke mehr, weil ich darauf vertrauen will, dass Gott die Situation, die mich beschäftigt und sorgt, besser im Blick hat als ich mit meinem engen Horizont! Das bedeutet nicht, dass ich das Schwere in meinem Leben ausblende und nur auf „Wolke 7“ lebe nach dem Motto: „Don´t worry, be happy.“ Ich lerne mitten in Sorgen und Nöten die Gott-sei-Dank-Momente zu entdecken, bewusst wahrzunehmen und meine Kraft, mein Glück, daraus zu ziehen.

Dankbarsein ist eine bewusste Entscheidung
Allerdings kommt die Dankbarkeit nicht einfach so angeflogen.

Dankbar zu sein ist eine bewusste Entscheidung, die ich immer wieder neu treffen muss.

Als Mutter einer mehrfachbehinderten, blinden Tochter ist das in den vergangenen 23 Jahren nicht immer leicht gewesen. Ich hatte immer wieder die Wahl: Schaue ich auf das, was sie nicht kann, wo Probleme sind, was nicht klappt? Oder bin ich dankbar für das, was sie alles schon geschafft hat, wie sich alles entwickelt hat und vor allem, dass sie eine ansteckende Lebensfreude und tiefes Gottvertrauen hat?

Durch unsere Tochter bin ich erst darauf gekommen, wie viele Gründe es zum „Gott sei Dank“ sagen gibt. Denn vieles, was für andere Eltern ganz normal war in Bezug auf die Entwicklung ihrer Kinder, war für uns ein Grund zum Danken. Das gilt für alle Lebenssituationen. Je selbstverständlicher etwas für mich ist, desto weniger bin ich dafür dankbar und glücklich: Menschen, die mich begleiten, ein fertiggestelltes Buchprojekt, das Dach über dem Kopf.

Die Basis für Lebensglück
„Ist nicht irgendwo da draußen ein bisschen Glück für mich!?“ Die Antwort auf die Frage, die die Gruppe Silbermond in ihrem Lied „Himmel auf“ stellt, kann ich nach meiner Expedition ins Glück mit einem klaren „Ja“ beantworten. Lebensglück lässt sich finden, wenn ich aufmerksam bin und mir auch mitten im Alltag Zeit nehme, kleine Glücksmomente bewusst zu erleben, zu genießen und dafür „Gott sei Dank“ sagen. Ich möchte den Rat von Erasmus von Rotterdam beherzigen: „Worauf es beim Glücklichsein am meisten ankommt, ist, dass der Mensch bereit ist, das zu sein, was er ist.“ Was bin ich? Ich bin wertvoll und geliebt von Gott, dem Schöpfer der Welt. Dafür brauche ich nichts zu tun, sondern einfach nur sein! Das ist meine Glücksbasis.

Ihre Sabine Langenbach