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J O H A N N A   B E R N U T Z

Keine Angst mehr vor der Angst

Hilfe anzunehmen ist keine Schande

Mein volles Leben wurde von jetzt auf gleich ausgebremst und ich musste lernen, Hilfe in Anspruch zu nehmen. An meinem Weg möchte ich dich gerne teilhaben lassen.

Als die Angst plötzlich mein Leben überrollte

Frühjahr 2017. Mein Leben war voll. Vollzeitjob, das Ausleben diverser Hobbys im Chor und im Ensemble einer großen Freilichtbühne, ein bisschen Sport, Freunde treffen, Schlagzeugunterricht, mich von meiner Meistervorbereitungszeit „erholen“… Diese Zeit war sehr anstrengend. Mein Körper hatte zu kämpfen mit Zahnentzündungen und einer aufkommenden rheumatischen Erkrankung. Im Januar 2017 war ich in Reha und dachte, ich starte danach mal voll durch.

Juni 2017. Mein Körper reagierte auf mein voll gestopftes Leben. Bäm! Herzrasen. Zittern. Schmerzen in der Brust. Unsicherheit. Die Abstände dieser Attacken wurden immer kürzer.

Ich lag zu Hause auf der Couch und hatte Angst, zu sterben, weil ich dieses Gefühl nicht einordnen konnte.

Was war das? Na wunderbar, jetzt war es also soweit. Bisher hatte ich alles mit einem Mittel bekämpfen können – Tabletten gegen Unterleibs- oder Kopfschmerzen, Schlaf gegen Müdigkeit, Essen gegen Hunger. Auf einmal ging das nicht mehr so einfach.

Bisher hatte ich nie Angst. Nie! Nicht auf der Bühne, beim Singen eines Solos. Nicht alleine im fernen Brasilien, gestrandet am Flughafen ohne Sprachkenntnisse. Nicht in Äthiopien, als es mir fernab von jeglicher medizinischen Versorgung nicht gut ging. Ich hatte keine Angst! Doch, auf einmal war sie da! Im Auto. Im Zug. Im Alltag. Alles war anders. Was für ein krasses Gefühl.

Was hatte das ausgelöst?
Ich weiß es nicht. Ich vermute eine Mischung aus zu viel von allem. Zu viel Arbeit. Zu viel Freizeitstress. Zu viel Gedanken im Kopf über das Singlesein. Zu wenig Selbstliebe. Das Glücklichsein war nur Schein. Ich habe nicht mehr auf meinen Körper gehört und jetzt kam die Quittung.

Mein Start, um die zerstörende Angst zu besiegen

Ich habe lernen müssen, Hilfe anzunehmen.

Denn eins war mir sofort klar: Ich will das nicht. Das bin NICHT ich! Ich will mein Leben zurück und nicht im Gedankenchaos und in Ängsten verschwinden.

Mein wunderbarer Hausarzt hatte sofort den richtigen Riecher:

Ich hatte Panikattacken und eine leichte Angststörung.

Sofort bekam ich eine Verordnung für Psychotherapie. Hier wurde ich über die Panikattacken aufgeklärt. Die Gespräche halfen mir sehr, mein Denken zu sortieren und weitere Schritte zu gehen.

Ein großer Wendepunkt war für mich die Singlefreizeit von Team.F in Kroatien 2019. Seitdem sind mir immer wieder Dinge klar geworden, die mich beeinflusst haben und die ich nun endlich fassen, bearbeiten und loslassen kann.

Der neue Umgang mit meinem Leben
Sommer 2021. Was für eine Zeit liegt hinter mir! Die Panikattacken sind weg. Mir geht es sehr gut! Ich bin dankbar, dass Gott mir damals einen Tritt gegeben hat. Es hat so viel Gutes hervorgebracht!

Vor Kurzem bin ich im Waldseilpark herumgeklettert, ohne irgendeine Angst. Die hatte ich definitiv noch vor einigen Jahren. Covid-19-Pandemie: Alleinsein, Lockdown, Unsicherheit, Angst um meine Gesundheit. Nein, das ist auch keine leichte Zeit für Singles. Und ohne die Therapie hätte ich das wohl nicht so gut gemeistert.

Ich bin zufrieden. Ich bin dankbar. Ich nehme mir Zeit für mich. Ich spüre, wenn mein Körper Pause braucht. Ich sorge für meine Seele. Ich lerne, mich zu lieben! Ich habe angefangen mein Singlesein zu akzeptieren und nicht daran zu verzweifeln. Ich verstehe den Einfluss meiner Herkunftsfamilie.

Ich lerne, dass ich so GUT bin und GOTT mich sehr liebt!

Ich darf eine Prinzessin sein. Inzwischen mache ich Triathlon und entdecke eine ziemlich verrückte Seite an mir, die lange Zeit vergraben in mir schlummerte. Ich habe neuen Mut, Dinge zu wagen und bin so gespannt, was Gott noch mit mir vor hat!

Mein Fazit
Hilfe anzunehmen ist keine Schande – sondern ein großer Gewinn!
Hilfe annehmen zeigt, dass du JA zu dir sagst, egal durch welches Tal du gerade gehst.

Du kannst nie tiefer fallen, als in Gottes Hand und ja, das habe ich erlebt! Nach jedem Tal kommt wieder ein Berg. Täler sind normal, sie gehören zum Leben! Eine gerade Linie wäre ziemlich langweilig, oder? Habe Mut, diese Täler anzunehmen und daran zu wachsen! Gott hilft dir dabei!

Johanna Bernutz

Johanna ist 34 Jahre alt und arbeitet als Hörakustikmeisterin. Sie ist Single, liebt den Sport und das Theater.