Das ist unsere Familie!

Familienregeln für einen guten Lebensstil

H E I D I   G O S E B E R G

Familienregeln – ein leidiges Thema, nicht wahr? Oft als Vorwurf ausgesprochen finden sie kaum Gehör und noch seltener Einsichten und Einlenken. Gefühlt jedenfalls. 

Ein kleiner Trost schon mal vorweg: Auch wenn die Belehrung in der Familie scheinbar nicht fruchtet,
integrieren doch die meisten Kids genau das, was sie zu Hause gelernt haben, in ihr Erwachsenenleben. Aber wer möchte schon so lange warten?

Kinder zu guten Werten und angemessenem Verhalten zu erziehen ist jedoch anstrengend und mühsam. Man redet und redet sich den Mund fusselig und wenn man glaubt, dass ein Verhalten sich gesetzt hat – Irrtum! Wenn man nicht dran bleibt, schleicht sich gerne auch der alte Schlendrian wieder ein.

Wenn du gefragt würdest, könntest du deine wichtigsten Familienregeln spontan formulieren? Und was würden deine Kinder sagen, wenn sie danach gefragt würden? So klar werden Erwartungen oft gar nicht ausgesprochen, dass jeder weiß: So funktioniert das Leben und unser Zusammenleben. Und wenn die Regeln ausgesprochen sind, wie werden sie eingeführt und im Alltag in entsprechenden Situationen ausgesprochen? Kinder zu guten Werten und angemessenem Verhalten zu erziehen ist anstrengend und mühsam.

Eher situativ, würde ich – auch aus eigener Erfahrung – sagen. Überlege mal einen kurzen Moment, wie du im Alltag die Erwartungen aussprichst. „Räum deine Sachen ordentlich weg! Mach den Mund zu beim Kauen! Rede anständig mit mir! Erst machst du die Hausaufgaben, dann kannst du fernsehen! …“ Eher mit Aufforderungscharakter, als Vorwurf, Ermahnung, Zurechtweisung, Korrektur … Ständig arbeitet man gegen etwas. Das wirkt wie eine Bremse, es geht auf Kosten der Atmosphäre, wenn es sich mehrfach am Tag so abspielt. Und sind das gute Voraussetzungen zum Lernen? Eher nicht.

Gute Regeln für einen guten Lebensstil
So bekommt das ganze Projekt schon mal andere Vorzeichen. Anstatt auszubremsen, wollen wir Kinder motivieren und mitnehmen und dazu müssen wir sie gewinnen. Das geht nicht mit maßregeln, sondern mit guten Gesprächen und nachvollziehbaren Begründungen. Frage doch mal in lockerer Runde z. B. nach einem schönen Familienessen. Anstatt auszubremsen, wollen wir Kinder motivieren und mitnehmen und dazu müssen wir sie gewinnen.

„Was für eine Familie möchten wir sein?“
Ganz bestimmt kommen Vorschläge wie: eine Familie, in der viel gelacht und gespielt wird. In der sich alle gut verstehen. Hm, nicht so das, was uns vorschwebt wie z. B. anstandslos aufräumen, gute Tischmanieren oder Mitarbeit, aber alles wichtig. Sogar ziemlich wichtig. Denn eine Familie, in der man sich gut versteht, in der viel gelacht wird und man schöne gemeinsame Zeit verbringt, hat super Voraussetzungen, auch über die nicht so beliebten Themen ins Gespräch zu kommen.

Lernen braucht Zeit und Übung
Und am besten beginnt man mit einem entspannten Thema, z. B.: In dieser Familie haben wir uns alle lieb! Plane ein Familiengespräch dazu: was das bedeutet, wenn wir uns lieb haben, woran man das merkt, was man dann nicht macht, was den Unterschied zu anderen Gemeinschaften ausmacht … Damit hat man ein Thema, auf dem in den nächsten Wochen der Fokus liegt.

Erfahrungsgemäß tragen Kinder gerne zu solchen Gesprächen bei und liefern auch gute Ideen. Nehmt euch ein paar Wochen Zeit zum Üben und wertet in lockerer Runde wöchentlich aus: Was war in dieser Woche gut, was war nicht so gut? Was nicht so gut gelaufen ist, darüber wird nicht gestritten, daraus können wir lernen. Gute Vorschläge runden Gespräche ab: Wie wollen wir weitermachen? Und dann schaut mal, was sich in ein paar Wochen in der Familie, in der Atmosphäre und in den Beziehungen untereinander verändert.

Danach kann man ein ernsteres Thema aufgreifen: Wir helfen einander. Dazu gehört auch, dass wir alle Verantwortung für den Haushalt übernehmen. Wir gehen nach dem gleichen Muster vor und beziehen die Kinder immer mit ein: Wie ist eine Familie, in der sich alle unterstützen? Kinder können gut einen Plan dazu erarbeiten, nimm dich ruhig etwas zurück. Gewöhnlich sammeln Eltern damit Pluspunkte. Nach ein paar Wochen guter Bemühungen kann man sich dann auch – je nach Interesse – gemeinsam einen Ausgehabend oder einen Besuch im Freizeitbad oder sonst etwas Schönes gönnen, wenn alle gut mitgespielt haben – natürlich auch die Eltern. Die sind im Plan immer mit drin und gehen mit gutem Beispiel voran.

Zum Entspannen folgt dann wieder ein schönes oder ein leichtes Thema. Wie wäre es mit: In dieser Familie lachen wir gerne und viel? Ehrlich gesagt würde mich interessieren, welche Aktionen dir und deinen Kids dazu einfallen! Ich schlage ein abendliches Auskitzeln vor dem Insbett-geh-Ritual vor. 

Weiter geht es mit einem guten Konfliktlösungsmodell: Wir verzeihen gerne und bitten um Verzeihung! Es ist nicht selbstverständlich, dass dies in einer Familie ausdrücklich geübt wird, aber es tut so gut, wenn man nach Streit und Konflikten Wege zueinander findet und den Faden wieder aufnehmen kann. Danach gibt es Grund zum Feiern. Wir feiern gerne und viel und alles, was sich anbietet. Das ist weit mehr, als Kindern gutes Benehmen und Verhalten beizubringen. So üben wir miteinander einen guten Lebensstil, der Gott ehrt.

Und das alles trägt auch mit dazu bei, dass eine Familie zu einer einzigartigen, unvergleichlichen Gemeinschaft wird. Kinder bekommen so das gute Gefühl: Unsere Familie ist besonders und ich gehöre dazu! Glaube mir, so wird es leichter, miteinander das Zusammenleben zu üben!