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                                           N A D I N E   R O C H A   E N C I S O

Mein Glück mitten im Lebenssturm

Es sind die Dankbaren, die glücklich sind

Das Thema „Was ist Glück für mich?“ beschäftigt mich in allem Zerbruch, den ich schon erlebt habe, schon länger. Als ich mich beim Schreiben dann gedanklich etwas mehr damit beschäftigte, erwischte es mich eiskalt.

Meine Suche nach dem Glück

Ich will etwas zum Thema Glück schreiben, obwohl ich gerade inmitten eines weiteren Lebenssturms bin? Wenn der Wind des Schmerzes, der Schuld und des Versagens mir ins Gesicht peitscht und ich gefühlt oft im letzten Monat nur trübe Sicht habe? Was maße ich mir da an? Doch ein weiteres Beschäftigen mit der Thematik hat mir dann deutlich gemacht: „Doch Nadine, genau JETZT, gerade JETZT darfst du zurückblicken, reflektieren und neu entdecken, was Glück für dich bedeutet.“

Als Beziehungsmensch habe ich jahrelang „mein Glück“ von gelingenden Beziehungen und demnach von Menschen, die mir wertvoll waren, abhängig gemacht.

Als Scheidungskind mit dem ohnehin vorhandenem Beziehungsmangel und dem noch größeren Wunsch nach DER perfekten, erfüllenden und glücklich machenden Beziehung habe ich dann nach sieben Jahren meine Ehe vor die Wand gefahren und stand nun allein mit drei kleinen Kindern da. „Zum Glück hast du ja noch die Kinder“, war damals ein Spruch, der mich wenig getröstet hat. Denn ich hatte zwar meine Kinder, die ich von Herzen liebe, ich hatte aber auch die Verantwortung, ALLEIN für sie zu sorgen. Mir war damals schon bewusst, dass es beim Sorgen nicht nur um ihr leibliches, sondern vielmehr um ihr seelisches Wohl ging. Das hatte ich ja selber auch erlebt. Verlust, Zerbruch, Zerrissenheit. Mein Glück musste also neu definiert, oder besser gesagt, von einem ANDEREN Mann abhängig gemacht werden.

Der Retter ließ nicht lange auf sich warten, es folgte eine On-Off-Beziehung über mehrere Jahre, in der ich an der Front bis zur völligen Erschöpfung gekämpft hatte, um zu halten, was doch immer MEIN Lebenstraum war. Erneutes Scheitern, erneuter Verlust und wieder KEIN Glück. Mein Lebenstraum war: heile Familie.

So fand ich das wahre Glück

Durch viele dann beginnende Prozesse, meine Vergangenheit aufzuräumen und nicht mehr zuzudecken, um heilsame Veränderung zu erleben, hat Gott mich unendlich oft mit Momenten des Glücks beschenkt.

Die Musik, das Lachen meiner Kinder, das Stück Schokoladentorte mit meiner besten Freundin – das gemeinsame Lachen und auch Weinen mit ihr. Alles Momente, in denen ich Glück empfunden habe und immer noch empfinde. Ja, Glück ist eben kein Dauerzustand. Was ist Glück?

Für mich, das habe ich festgestellt, ist ein erlebtes, gefühltes Glück sehr oft mit Dankbarkeit verbunden.

Ich wurde dankbar dafür, wie unendlich wertvoll ich in Gottes Augen bin, trotz meines Versagens als Mutter und Freundin. Trotz meiner nicht gerade geringen Schuld, die ich auf mich geladen hatte – auch durch die Scheidung und meine Vergangenheit.

Ich wurde dankbar für die schmerzlichen Prozesse, durch die mich Gott begleitet hat, weil sie heil machend sind und mich immer noch Stück für Stück in eine Freiheit führen, in der ich sagen kann: „Ich bin, wie ich bin, mit meinen Schattenseiten und ich bin geliebt MIT ihnen.“ Gott hat mich nicht aufgegeben, als mein Plan A nicht funktionierte und auch nicht, als Plan B wieder nicht funktionierte.

Er hat mich auf einen Weg geführt, an dem meine Füße auf weitem Raum stehen, wo ich erleben darf, dass mein Glück von keinem Mann oder keiner Beziehung abhängt.

Dass mein Glück nicht geht, wenn meine Kinder mich im nächsten Monat „verlassen“, um bei ihrem Vater zu leben. Dass Glück etwas ist, das ich nicht „machen“ kann, aber mich daran beteiligen, indem ich SEINE Annahme und Liebe zu mir immer mehr versuche zu verstehen, mich danach ausstrecke und in der Freiheit lebe, die er mir schon zugesagt hat, als ich noch nicht einmal existiert habe.

Zum Glück habe ich ja noch meine Kinder, meine Freunde und meine beste Freundin, die gleichzeitig mit mir begonnen hat, ihren Weg zu gehen. Ja, das ist für mich Glück. Beschenkt zu werden mit gelingenden Beziehungen. Aber welch ein Glück ist es zu verstehen, dass davon weder mein Wert noch mein weiterer Weg abhängt, dass keiner von ihnen mein Glücksgarant ist und es auch nicht sein kann. Glücklicherweise habe ich auch im Sturm solche Stunden, wo ich diese Sicht habe. An den Tagen, wo ich sie nicht habe, ist Jesus da und sagt mir: „Ich will dein GLÜCK und nicht dein UNGLÜCK“. Und was ER sagt, das ist gewiss. Dann halte ich mich daran fest und schreie ihm zu, damit er meinen Blick auf das viele Gute in meinem Leben richtet. Und während ich Ausschau halte, scheint mir die Sonne ins Gesicht, sehe ich im Garten eine Rosenblüte oder erklingt ein Song, der mein Herz erreicht oder auch die Klingel und es ist meine Freundin mit einem Stück Glückseligkeit in Form einer Schokoladentorte.

Ihre Nadine Rocha Enciso
Nadine Rocha Enciso ist 42 Jahre alt und arbeitet als Pädagogin in der Jugendhilfe.
Sie ist geschieden, seit 10 Jahren alleinerziehend mit ihren 3 Kindern und Single. Bei Team.F arbeitet sie im Bereich Perspektiven für Singles mit. Ihr Herzensthema ist es: sich durch Gottes heilsame Veränderungen in die Freiheit führen lassen um gesunde und gelingende Beziehungen zu finden und zu leben.