S E M I N A R E M P F E H L U N G
Der Einfluss der Herkunftsfamilie
T A N J A H U T S C H E N R E U T E R
Mit Gott auf der Suche
Ein überraschender Perspektivwechsel
Was ist Glück? Als ich mich auf die Suche nach dem biblischen Verständnis von Glück machte, wurde ich schnell mit zwei Fragen konfrontiert. Wer darf mein Glück definieren? Bin ich bereit, falsche Definitionen von Glück aufzugeben? Diese Entscheidungen haben Konsequenzen auf meinen Glauben und wie ich diesen lebe.
Gauben wir an einen Irrtum des Glücks?
Mich bewegen noch die Ereignisse in Deutschland um die Flutkatastrophe. Auch die Geschehnisse in Afghanistan sind erschreckend. Außerdem leiden abseits dieser Situationen viele Menschen. Manche verlieren ihr Hab und Gut und somit ihre Sicherheiten. Andere verlieren geliebte Menschen oder leiden an gesundheitlichen Problemen und anderem.
Während meiner Betrachtung des Glücks fällt mir auf, dass sich das Glück auf meine eigene Person selbst bezieht. Indem ich all das habe, womit es mir gut geht. Mit der Schlussfolgerung: Wenn es mir gut geht, dann bin ich glücklich. Meine Wünsche, Ziele und Hoffnungen sind auf mich bezogen. Ist das jetzt falsch oder macht das wirklich glücklich? Was ist, wenn sich all dies nicht erfüllt? Wird dann die Traurigkeit mein Leben wie ein roter Faden durchziehen?
Nun beziehe ich Gott in mein Denken über das Glück mit ein. Jedoch kommen dann Fragen: Wo ist er, wenn das Glück (oder in frommen Worten: „der Segen“) mir nicht widerfährt? Bin ich dann geistlich noch nicht so reif? Oder habe ich nicht genug geglaubt oder gebetet?
Seit meiner Kindheit glaube ich an Jesus Christus und bin unendlich dankbar für meine Beziehung zu ihm. Trotzdem wird mir bewusst, was für ein bibelfernes Denken sich über Glück in mir ausgebreitet hat und welchen Einfluss dies auf mein Denken, Handeln, meine Gefühle und meinen Glauben hat. Wie komme ich zu dieser Behauptung?
Gottes Vorstellung von Glück
Wenn ich mir die Bibel in ihren Herkunftssprachen Alt-Hebräisch und Alt-Griechisch anschaue, finde ich kein einziges Hauptwort mit Glück. Dies ist vor allem beim Neuen Testament erstaunlich, da in der Tradition der Antike das Thema Glück sehr wohl behandelt wurde und auch als Hauptwort so bestand.
Dafür finde ich viele Wörter mit „glücklich sein“. Auch hier werde ich wieder überrascht. Denn dieses „glücklich sein“ bezieht sich hauptsächlich auf mein Vertrauen in Gott, der mir meine Sünden vergeben hat. Dieses „glücklich sein“ drückt sich aus, indem der Mensch sein Tun auf Gott ausrichtet und somit Gott in den Mittelpunkt seines Lebens stellt. Gott als der Schöpfer, der Vater und der Heiland durch Jesus Christus für den Menschen.
„Glücklich ist der Mensch, der auf dich (Gott) vertraut!“ Psalm 84,13
Ein Glaubensvorbild
Philipp Mickenbecker, bekannt durch seinen YouTube-Kanal „The Real Life Guys“ und sein Buch „Meine Real Life Story: und die Sache mit Gott“, ist für mich ein großes Vorbild geworden. Ein Vorbild, weil er Jesus als das größte Glück seines Lebens sah. Philipp Mickenberger verstarb mit 23 Jahren, am 9. Juni 2021, durch eine Krebserkrankung. Er wollte gesund werden und glaubte daran, dass Gott ihn heilen wird. Mit der einen Hand hielt er sich an der Hoffnung der Heilung fest, mit der anderen Hand an dem Vertrauen und dem Frieden auf ein Leben mit Jesus, falls er doch sterben sollte. Im ehrlichen Umgang mit seinen Gefühlen fand er immer wieder seinen Weg zum Frieden in Jesus.
Mein Glück: von Gott geliebt zu sein
Mir fällt auf, dass Gott als mein Vater nicht das Hauptanliegen hat, dass meine Wünsche befriedigt werden und ich materiell und gesundheitlich keinen Mangel habe. Sein größter Herzenswunsch ist eine Verbindung zu meinem Herz, welches auf ihn gerichtet ist. Was bedeutet das?
Ich verstehe nun Glück als das größte Geschenk meines Lebens. Nämlich mein Glück, dass ich Kind Gottes sein darf. Meine Identität, mein Sein ist nicht abhängig von dem, was ich an weltlichem Glück erfahren darf, auch wenn es sich so anfühlen mag.
Nicht mein Wohlergehen, meine Hoffnungen und Wünsche stehen im Vordergrund, sondern wenn ich Gott suche und erlebe, dann erfahre ich das Glück des „Geliebtseins“ durch ihn.
Für Gott ist meine Liebe zu ihm, die sich im Vertrauen und Handeln zeigt, ausreichend. Dies darf mich glücklich machen. Durch die Annahme des „Geliebtseins“, danke ich Gott für all das Gute, das ich erleben darf.
Das Leben mit all seinen Facetten umarmen
In meinem Leben durfte ich viele Abenteuer erleben. Ein Geschenk blieb mir jedoch verwehrt. Unser Kinderwunsch ging nicht in Erfüllung. Irgendwann merkte ich, dass in meinem Herzen Bitterkeit, Zorn und Eifersucht auf andere Menschen und auf Gott immer größer wurden. Ich verstand vor allem Gottes NICHT HANDELN nicht. In meinem Heilungsprozess war es wichtig, auch diesen traurigen Teil meines Lebens anzunehmen und mein Glück nicht hierin zu suchen, sondern in meinem Geliebtsein von Gott. Dabei durfte ich alle Gefühle durchleben und ihm alles – wirklich alles – sagen. Auch wenn ich nicht alles verstehe, auch wenn die Traurigkeit manchmal anklopft, so weiß ich, dass ich in Gottes Arme flüchten kann, um Trost und Liebe zu empfangen.
Ist das das wirkliche Glück? Ja! Ich bin davon überzeugt, dass jeder Mensch lernen kann, sich auf die Zufriedenheit in Gott zu fokussieren. Dies ist eine der wichtigsten Entscheidungen im Leben. Ich habe es in der Hand! Und Gott schenkt Frieden und Freiheit.
Damit das wahre Glück in mir Wurzeln schlagen kann, braucht es mein Gebet
Das Gebet ist hierfür sehr wertvoll für mich. Das Gebet der Dankbarkeit gegenüber Gott, indem ich all das Schöne in meinem Leben dankbar betrachte. Hiermit stehe nicht mehr ich im Mittelpunkt, sondern Gott selbst. Dieser Lobpreis breitet sich aus in meinen Gedanken, Gefühlen und Taten. Dieser Lobpreis hat Kraft. Die Kraft, mein Leben mit all seinen unerfüllten Wünschen und allen unwillkommenen Geschehnissen anzunehmen.
Auch das direkte Gebet für Gottes Hilfe ist für mich wichtig geworden. Manches Mal habe ich schon Wunder erleben dürfen. Wie gehe ich jedoch damit um, wenn kein Wunder geschieht? Hier darf ich wissen, dass es weder an meinem Unglauben noch an der Anzahl der Gebete lag. Da wir noch in einer Welt leben, in der auch die Sünde und somit das Böse regiert, wird Leid und Not dazu gehören – auch für Christen. So will ich mich immer wieder bewusst entscheiden, selbst wenn ich nicht alles verstehe, Gottes Hand nicht loszulassen.
Ich umarme mein ganzes Leben und berge mich in der Liebe Gottes, mit der ich immer fähiger werde, das viele Schöne zu sehen und mich daran zu freuen.
Ihre Tanja Hutschenreuter
Tanja Hutschenreuter ist 44 Jahre alt und seit 2016 mit Gerd verheiratet. Sie ist Pastorin und arbeitet gemeinsam mit ihrem Mann mit viel Herz bei Team.F – ihr Steckenpferd sind Seelsorge- und Single-Angebote.