H E I D I G O S E B E R G
Träume groß!
Auch wenn sich nicht alles erfüllt
Verheiratet lernte ich dann, dass meine Träume nicht unbedingt die meines Mannes sind. Doch haben wir uns in mehr als 40 Jahren schöne gemeinsame Träume erfüllt – manche sind aber auch buchstäblich zerplatzt.
Sein lang gehegter Traum war schon immer ein Van und Campingurlaub. Für mich ein unvorstellbarer Gedanke, erst recht mit einer sechsköpfigen Familie auf so engem Raum unterwegs zu sein. Als Kind habe ich an der italienischen Adria in einem Zelt Mumps mit hohem Fieber überstanden – Campingurlaub war definitiv keine Option für mich.
Doch haben wir uns mit unseren Familienurlauben wunderbare Träume erfüllt. Mit unseren Kindern verbinden uns lebhafte und eindrückliche Urlaubserinnerungen.
Wenn wir heute zusammensitzen und in Erinnerungen kramen, wird uns bewusst, dass wir viele gemeinsame Schätze in uns tragen, die uns verbinden.
Jetzt sind wir aber mal wieder dran!
Aus unseren Kindern wurden Teenager und die Zeit war absehbar, wann wir wieder zu zweit sein würden. Die Kinder forderten uns immer noch sehr und waren auch sehr präsent in Gedanken und Gesprächen. Eines Abends sah Eckhard mich an und sagte entschlossen:
„Jetzt sind wir aber auch mal wieder dran!“
– sein Traum für die sich ankündigende Zeit wieder zu zweit.
Als Seminarleiter wissen wir lange, dass Paare in der Erziehungszeit ihre Beziehung nicht aus den Augen verlieren dürfen. Doch hat es uns irgendwann trotzdem erwischt. Unsere Freundschaft zu pflegen und zu erhalten, war immer unser erklärtes Ziel, welches doch in den turbulenten Teenagerjahren überlagert wurde. Wir kämpften mit Ermüdungserscheinungen und zeitweise ziemlichen Missstimmungen. „Jetzt sind wir aber mal wieder dran“ – klingelte es leise in unseren Ohren: Ja, es war richtig, die Paarbeziehung wieder neu in den Fokus zu nehmen. Die Kinder wurden unabhängiger und es folgte eine wunderschöne Zeit, in der wir uns wieder neu ineinander verliebten – ja, das geht und ist spannend wie am Anfang der Beziehung!
Damit kam auch Eckhards Traum wieder auf den Tisch, konkret ein Wohnmobil. Wir mussten Urlaube nun nicht mehr zu sechst planen und das Platzproblem zog demzufolge nicht mehr. Es hat trotzdem viel Überzeugungsarbeit gebraucht, bis sein Traum auch zu meinem wurde. Doch als wir unser erstes Wohnmobil vom Händler abholten, haben wir beide wie kleine Kinder in der Nacht vorher vor Aufregung nicht schlafen können und seitdem viele schöne Fahrten, Urlaube und Ausflüge unternommen. Sehr auf unseren Bedarf eingerichtet, nutzen wir es fast ausschließlich für unsere privaten Fahrten. Seit 2012 laden wir einmal im Jahr Paare zu einem TEAM.F Ehe-Mobil-Wochenende ein. Wir genießen es, so unterwegs zu sein und wenn wir nicht mehr aktiv im Berufsleben und bald auch gegen Corona geimpft sind, werden wir uns sicher noch manchen Reisetraum erfüllen.
Unerfüllte Träume gehören auch zum Leben
Meinen lang gehegten Wunsch, ein Konzert in einer Freiluftarena am Niederrhein zu besuchen, wollten wir uns vor einigen Jahren erfüllen. Mit Eintrittskarten im Gepäck und Aussicht auf herrliches Sommerwetter machten wir uns auf den Weg mit unserem Wohnmobil. Kurz vor dem Ziel hörten wir einen lauten Knall, der Wagen schlingerte und es gelang Eckhard mit größter Mühe, den Wagen auf dem Seitenstreifen der Autobahn langsam auslaufen zu lassen. Ein Wunder, dass nicht mehr passiert war! Mit einer Spur von Splittern hinter uns hatten wir auch schnell die Aufmerksamkeit anderer Autofahrer und der Polizei auf uns gerichtet. Der Schreck saß uns in den Gliedern, doch der Schaden draußen schien überschaubar. Der Abschleppservice war bestellt, wir wollten im Wagen warten und erst als wir nach hinten in den Wagen schauten, traf uns der Schlag. Es sah aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Der zerfetzte Reifen hatte den Fußboden zerschlagen, damit auch Teile der Küche und des kleinen Bades samt Leitungen. Es klaffte eine große Lücke nach draußen. Die Tränen liefen uns übers Gesicht – aus der Traum! Der Reifendienst hatte den kaputten Reifen schnell ersetzt, nun könnten wir ja doch noch ins Wochenende fahren, meinte der Monteur. Aber wir hätten keine Wasser-, Strom- oder Gasleitung mehr benutzen können, an weiterfahren war nicht zu denken. Der Schaden am Wohnmobil traf uns weit mehr als das verpasste Konzert.
Längst nicht alle Träume werden Wirklichkeit
und in den vergangenen Jahrzehnten sind manche auf der Strecke geblieben. Allen voran mein Traum, Lehrerin zu werden. Den konnte ich wirklich nur schwer loslassen. Viele Jahre später, als begeisterte Seminarleiterin bei TEAM.F vor allem in Elternseminaren hat sich dieser Traum auf eine ganz andere und sehr schöne Weise erfüllt. Da mischt sich Wissen und Kompetenz mit so viel Erfahrung aus unserer Familienzeit. Heute weiß ich, warum ich diese Jahre so intensiv erlebt habe, denn bis jetzt lebt es in mir, so präsent als hätte vieles sich gestern ereignet.
Ich bin tief davon überzeugt, dass ich heute leben darf, was Gott in mich hineingelegt und was sich aus unserem Traum, Familie zu haben, ganz natürlich entwickelt hat.
weil ich selbst bei TEAM.F so viel gelernt habe und das gerne
weitergebe – damit Familienleben gelingt.
Damit gute Beziehungen zu den erwachsenen Kindern nicht bloß ein Traum bleiben ...
Immer war es uns ein Anliegen, dass unsere Kinder in ihre Lebensspur finden. Nicht, dass sie unsere Träume leben, sondern jeder seinen eigenen Weg findet. Dankbar, dass wir sie ein Stückweit begleiten konnten freuen wir uns heute, Anteil an ihrem Leben zu haben. Loslassen war dazwischen angesagt, was nicht leicht war. Doch mit einer klaren Entscheidung, im Leben unserer erwachsenen Kinder nicht mehr erste Ansprechpartner zu sein und spätestens mit der Hochzeit in die zweite Reihe zu treten, kann sich auch der Traum von guten Beziehungen mit den Familien der Kinder erfüllen. Wir sehen uns gerne, lieben es, uns zu treffen, aber wenn es passt und nicht, wenn wir es für nötig halten. Wir freuen uns, einen Teil des Urlaubs mit ihnen zu verbringen, aber eben nur einen Teil. Wir sagen auch gerne unsere Meinung, aber nicht ungefragt. Wir lieben ein volles Haus, aber dazwischen gibt es auch Zeiten, in denen es ruhiger ist. Ich genieße das pralle Leben – und mein Mann genießt es auch wieder ruhig.
Und nun müssen wir auch beruflich loslassen. Zumindest unsere hauptamtliche Anstellung, das Ehrenamt bleibt – kein harter „Exit“ also. Auch das erleben wir sehr unterschiedlich. Noch sind wir dabei, neue Träume zu fassen für die neue Phase unseres Lebens:
In Würde alt werden – so habe ich es vor Jahren einmal für mich gefasst und das ist ein Herzenswunsch.
Ihre Heidi Goseberg