julieknaack.jpg    
                                           J U L I E    K N A A C K

„Es gibt so viele schöne Gründe,
glücklich zu sein“

Wenn das nur immer so einfach wäre ...

Dieser Spruch hängt sehr präsent als Schild in unserer Küche und ich habe mir im Zuge dieses Artikels viele Gedanken darüber gemacht, warum es mir so wichtig ist, mich daran zu erinnern, dass es viele schöne Gründe gibt, glücklich zu sein.

Eine schwierige Kindheit und Jugend
Im ersten Moment fallen mir nämlich leider nur viele Gründe ein, nicht glücklich zu sein. Sei es meine turbulente Kindheit durch meine liebevollen, aber überforderten Eltern, die daraus resultierende jahrelange Depression, die Suizidgedanken und später schließlich auch der Versuch. Leider entsteht so ein Bild von meiner Kindheit, meiner Jugend und meines jungen Erwachsenenlebens, in dem ich mich immer gefragt habe, warum ich überhaupt lebe, wenn alles immer nur düster und hoffnungslos wirkt.

Ich habe lange mit mir und mit Gott gerungen, bis ich mich mit 18 Jahren dazu entschloss, mir Hilfe zu holen.

Was Gott daraus machte
Nun kamen einige sehr anstrengende Jahre mit vielen Therapien, bis ich stabil war und ausgeglichen leben konnte. Stabil und ausgeglichen gab es plötzlich wirklich viele schöne Gründe, glücklich zu sein. Ich lernte meinen jetzigen Mann kennen, zog in meine eigene Wohnung, fing eine Ausbildung an, machte meinen Führerschein und liebte die unterschiedlichsten Aufgaben in unserer Gemeinde. Langsam verstand ich, warum Leben Spaß machte. In dieser Zeit wurde ich reich beschenkt an guten Dingen und Momenten. Aber ich habe nicht vergessen, was Krisen bedeuten und es war mir wichtig davon weiterzugeben. Ich leitete unsere Jugendarbeit und wollte den Jugendlichen immer wieder ein authentisches Christsein vorleben, von meinen Erfahrungen weitergeben und helfen, wenn sich jemand unzulänglich und schlecht fühlte.

Ich wusste, ich war von Gott durch meine kleinen und großen Katastrophen dazu berufen, zu ermutigen.

Denn nur weil man Christ ist, ist ja nicht immer alles gut und man fühlt sich auch nicht immer toll. Ich wollte etwas Positives aus meinen negativen Erfahrungen machen und mit allem Gott zur Ehre leben.

Mein Wunsch Mutter zu sein und die Realität der Kinderlosigkeit
Schließlich heiratete ich den besten Mann, den Gott mir schenken konnte, inklusive einer tollen Schwiegerfamilie, die mich mit meiner Vergangenheit und meinen daraus resultierenden Eigenheiten aufnahm, annahm und respektierte. Jetzt kam der Teil des Lebens, auf den ich mich als einziges immer gefreut hatte, denn ich wusste, mit der verkorksten Jugend konnte ich zumindest keine Karriere machen. Jeder Schulabschluss war mehr hart erkämpft als mit guten Noten ausgestattet. Also war mir klar: Ich werde Hausfrau und vor allem Mutter. Ich wollte meinen Kindern das geben, was mir oft gefehlt hat: Sicherheit, Geborgenheit, Respekt und Mut. Und es sah gut aus, dass ich bis zu meinem 30. Geburtstag Mutter werden könnte. Aber Gott hatte mal wieder andere Pläne für mich. Ich wurde nämlich nicht schwanger. Im ersten Jahr nicht. Im zweiten Jahr nicht. Im dritten Jahr trotz der Hilfe von Hormonen nicht. Im vierten Jahr nicht trotz einer OP, die das vermeintliche Problem beseitigen sollte.

Statt also schwanger zu sein und Mutter zu werden, war ich kinderlos und krank.

Es wurde bei einer Bauchspiegelung Endometriose diagnostiziert. Eine Krankheit, die Schmerzen, Kinderlosigkeit und eventuell auch Probleme an den Organen verursachen kann. Die Krankheit ist derzeit nicht heilbar, nur mit Hilfe von Hormonen möglich einzudämmen, die allerdings auch eine Schwangerschaft verhindern würden – ein Dilemma! Jetzt sind wir im fünften Jahr, in dem wir immer noch nicht Eltern sind. Ich musste vor Kurzem ein zweites Mal operiert werden, weil die Endometriose leider sehr schnell zurückgekehrt ist. Das hat mich dann ein bisschen aus der Bahn geworfen.

Gibt es wirklich viele schöne Gründe glücklich zu sein?
Ich habe also Depressionen. Ich habe keine Kinder und eine Krankheit, die mein Leben beeinträchtigt und das alles als Christ, der an einen allmächtigen, liebenden Gott glaubt. Es gibt viele Tage, da fällt es mir schwer, das übereinander zu bekommen und oft ist das einzige Gebet, das ich sprechen kann:

„Herr, lass mich darüber nicht bitter werden!“

Aber wie vermeide ich mitten in den Schmerzen von OP, umgeben von glücklichen (oder manchmal auch unglücklichen) Familien nicht bitter zu werden? Manchmal unmöglich, aber dann fällt mein Blick wieder auf die Tafel in der Küche. Es gibt so viele schöne Gründe, glücklich zu sein.

Glücklich klappt nicht immer
– also fange ich mit der Vorstufe von Glück an: mit Dankbarkeit und dem Blick nach oben. Der Himmel ist immer so beeindruckend, egal ob stürmisch, sonnig oder voll von Sternen. Mir wird dann immer wieder bewusst, wer so ein schönes Universum und so eine schöne Welt geplant und erschaffen hat, der hat auch einen guten Plan für mein Leben. Denn Gott ist allmächtig und voller Liebe für mich. Das ist eine Wahrheit, die so oft in der Bibel steht, dass ich mich nicht davon verunsichern lassen möchte, wenn es nicht so läuft, wie ich mir das wünsche.

Alles was mich trägt, ist die Gewissheit, dass Gottes Plan besser ist als meiner.

Ich muss die Kontrolle, die man ja ehrlich gesagt eigentlich nie hatte, wirklich abgeben und in dem Vertrauen leben, dass der Schöpfer allen Lebens weiß, was er tut. Ich werde wahrscheinlich noch sehr oft zweifeln und stolpern, aber ich möchte auch nicht vergessen, was ich mit Gott schon erlebt habe und möchte allen, die in vermeintlich hoffnungslosen Situationen stecken, Mut machen. Denn wie in Epheser 3,19 – 21 steht (NGÜ):
19 Ja, ich bete darum, dass ihr seine Liebe versteht, die doch weit über alles Verstehen hinausreicht, und dass ihr auf diese Weise mehr und mehr mit der ganzen Fülle des Lebens erfüllt werdet, das bei Gott zu finden ist. 20 Ihm, der mit seiner ‚unerschöpflichen‘ Kraft in uns am Werk ist und unendlich viel mehr zu tun vermag, als wir erbitten oder begreifen können, 21 ihm gebührt durch Jesus Christus die Ehre in der Gemeinde von Generation zu Generation und für immer und ewig. Amen.

Ihre Julie Knaack
Julie Knaack ist 33 Jahre alt und hat den Beruf der Technischen Produktdesignerin gelernt. Sie ist seit 2016 mit Lukas (30 Jahre) verheiratet. Seit 2019 sind sie in der Kinderwunschklinik in Behandlung, wodurch auch Julies Erkrankung an Endometriose festgestellt wurde.