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F R A U K E   Z A B E L

Lichtblick am Grund der Dunkelheit –
wie Hilfe mein Leben verändert hat

geschieden – alleinstehend – alleinerziehend

Angespannt, ohnmächtig, hilflos – nur noch ein Wrack meiner Selbst. So konnte sich doch Gott nicht mein Leben vorgestellt haben. Ich saß in den Trümmern meines Lebens – Zerbruch auf der ganzen Linie, meine Ehe, meine Familie, die Gemeinschaft, ich.

„Leben kann man nur vorwärts. Das Leben verstehen nur rückwärts.“ Dieses Zitat von Søren Kierkeegaard kommt mir unwillkürlich in den Sinn, wenn ich an die aufwühlenden Jahre des Zerbruchs zurückdenke. Heute kann ich sagen, ohne diese schwere Zeit und die Hilfe, die ich in Anspruch genommen habe, würde ich mich nicht so gut kennen und entspannter und befreiter leben.

Ich war unglücklich verheiratet, habe mich in der Ehe so schrecklich einsam gefühlt. Sie war irgendwie tot und leer, aber wir hatten zwei kleine Kinder und lebten in einer „Wohngemeinschaft“, zu der ich dazugehören wollte. Aus der Ehe ausbrechen konnte ich nicht. Aber von Tag zu Tag wuchs der Druck von außen und in meinem Inneren. Dann kam die Explosion: Dem Vater meiner Kinder wurde gekündigt und damit auch uns die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft. Wir mussten gehen. Da dadurch die stark von außen gekommene Verbindung weggebrochen war, konnten wir die innere Leere nun gar nicht mehr füllen und entschieden uns auch privat getrennte Wege zu gehen. Gefühlt verlor ich alles – mein Zuhause, meine Ehe, meine geistliche Heimat, meine Familie. Ich war innerhalb kürzester Zeit alleinstehend und alleinerziehend, ohne Halt, taumelnd auf offener See. Die Befreiung aus einer leblosen Ehe fühlte sich auf der einen Seite nach Leichtigkeit und Freiheit an, aber die Herausforderungen des Alleinerziehendseins brachten mich weiter ins Wanken.

Ich wusste nicht mehr, wer ich bin und musste mich in vielen Bereichen neu finden.

Der erste Schritt zur Hilfe
Es wurde Zeit, dass ich mir Hilfe suchte. Allein würde ich diesen Trümmerhaufen unmöglich anschauen, wegräumen und etwas Neues aufbauen können. Weiter im Wanken zu verharren war keine Option. Ganz tief drinnen wollte ich leben, lieben, lachen, genießen, leicht sein, mein Potenzial entfalten, die Frau werden, die Gott in mir sah.

Und so machte ich mich mit ihm auf die Reise, die noch immer andauert. Ich fand eine gut zu mir passende Therapeutin, die mich eineinhalb Jahre begleitete. Mit ihr habe ich es gelernt und geschafft, mich gegen den Vater meiner Kinder abzugrenzen. Ich habe eine neue Rolle ihm gegenüber gefunden und kann entscheiden, wie ich auf das, was er tut, reagiere. Es war ein Freiheitsgefühl, zu erkennen, dass es meine Wahl ist, ob ich mich über ihn ärgere oder es einfach stehen lasse.

Auch meinen Anteil am Scheitern und meine eingefahrenen Persönlichkeitsmuster konnte ich mit ihr anschauen, Stück für Stück annehmen und verändern.

Mit jedem Monat wuchs die Hoffnung, dass es nicht immer dunkel bleiben muss und auch wieder hellere Zeiten kommen.

Gott ist anders
Außerdem suchte ich mir eine geistliche Begleiterin, die mir ein völlig neues Gottesverständnis erschloss. Von ihr lernte ich, so zu leben, als würde es Gott tatsächlich geben. Früher habe ich gebetet und in der Bibel gelesen. Aber gelebt und mein Leben organisiert habe ich allein, ohne Gott. Wenn ich heute daran zurückdenke, kann ich gut verstehen, dass ich darunter zerbrochen bin und mit mir alles andere um mich herum.

Ich bin immer noch auf dem Weg, zu lernen, Gott zu vertrauen, ihn machen zu lassen und seinen Wegen zu folgen.

Heute erkenne ich, wenn ich angespannt bin. Wenn ich meine Nächsten um mich herum lieblos behandle, dann bin ich wieder auf dem Weg, alles allein schaffen zu wollen. Wenn ich erkenne, dass ich überfordert bin, nehme ich mir Zeit und sorge für meine Seele, treffe Entscheidungen und verändere kleine Dinge in meinem Alltag. Auch das ist ein Lernprozess, der mich begleitet.

Ich habe die Zeit des Alleinseins und Alleinerziehendseins bewusst gestaltet, betrauert und genossen. In dieser Zeit konnte mein Lebenstraum immer mehr reifen. Der Gedanke, einen Ort zu schaffen, an dem Menschen auftanken können, Hilfe bekommen, begleitet werden und wieder gestärkt in ihren Alltag gehen können, ließ mich nicht los. Erst allein und jetzt mit meinem neuen Mann bin ich dieser Spur gefolgt.

Nun leben wir eine neue Herausforderung als Patchworkfamilie und Auszeithofbetreiber. Auch hierbei brauchen wir Hilfe, um gut in dieser Lebensphase zurecht zu kommen und sie bewusst zu gestalten und zu genießen.

Ich mache allen Mut, sich Hilfe zu suchen, sich selbst besser kennenzulernen, im Glauben zu wachsen und Wandel und Veränderung zu erleben.

Frauke Zabel

Frauke Zabel ist Systemische Therapeutin und Dipl. Heilpädagogin. Sie ist neu verheiratet und im Gestalten einer Patchworkfamilie mit zwei Kindern und des „Auszeithofes- Wandelzeit“ in der Mitte Deutschlands. Kontakt: www.wandelzeit-zabel.de; info@wandelzeit-zabel.de