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C H R I S T I A N   S I E G L I N G

„Ungeküsst und doch kein Frosch?“

Die Fragen der mittlerweile immer älter werdenden unverheirateten Paare nach „Sex vor der Ehe“ beschäftigen uns. Sind die Antworten, die wir aus der Heiligen Schrift herausgelesen haben, immer noch maßgebend und gültig?

Auch wenn die Zeitspanne zwischen Geschlechtsreife und Heirat mittlerweile im Durchschnitt (!) fast 15 Jahre beträgt? Es sind Faktoren, die damals zu Zeiten der Schriftlegung
vermutlich noch keine Rolle gespielt haben. So überlegen wir, wie wir Gottes Schöpferwillen für uns in diesen Fragen möglichst nahekommen.

Erst kürzlich sah ich (bei einer Team.F-Singlefreizeit in der Schweiz …) auf einem Büchertisch des Seminarhauses noch das Buch „Ungeküsst und doch kein Frosch ...“ von Joshua Harris liegen, der sich vehement gegen Sex vor der Ehe eingesetzt und dafür Stellung eingenommen hatte. Sein 1997 unter dem Titel „I Kissed Dating Goodbye“ veröffentlichtes Buch hat sich weltweit über eine Million Mal verkauft. Zum Zeitpunkt des Schreibens war Harris 21 Jahre alt.

Wenige Bücher haben so viele positive wie auch negative Reaktionen ausgelöst. Für viele evangelikale Christen war das Buch eine wichtige Anleitung für eine glückliche Ehe. Auch ich selbst hatte es zu dieser Zeit auf meinem Bücher- und Schriftentisch für unsere Teilnehmer auf den Seminaren für „befreundete Paare“ (so hieß das damals) parat.

Umso überraschter war ich, neulich im Internet zu lesen, dass sich Harris mittlerweile von Teilen des Buches distanziert hat: In einem Interview des amerikanischen Radiosenders NPR im vergangenen Jahr sprach er auch über seine eigene Ehe (er ist mittlerweile geschieden): „Ich erinnere mich noch genau, als ich Gott darum bat, ein Buch schreiben zu können, das die Welt verändert. Ich war jung, voller Eifer für Gott, selbstsicher und extrem ehrgeizig. Und Gott erhörte mein Gebet: Ich schrieb ein Buch darüber, dass wir als Christen ernsthafte Beziehungen eingehen müssen und aufhören sollten, zu daten.

Das Buch wurde veröffentlicht – und es explodierte: über 1,5 Millionen verkaufte Exemplare. Es gibt einige Punkte im Buch, die ich immer noch sehr gut finde und die vielen Leuten geholfen haben. Aber in den letzten Jahren habe ich mehr und mehr grundlegende Probleme im Buch gefunden. Ich ließ keinen Raum dafür, dass Dating eine gesunde Art sein kann, um herauszufinden, was man eigentlich in einer ernsthaften Beziehung will, etwas, an dem man Wachsen kann. Es klingt ein wenig als gäbe es eine Formel, durch die man eine glückliche Ehe mit glücklichem Sex garantiert bekommt – aber dem ist nicht so. [...] Wir (Anm.: Harris und seine Ex-Frau) haben erkannt, dass es immer Herzschmerz und Leiden gibt, egal welchen Weg man im Leben einschlägt. Es gibt keinen Weg, der einen davor bewahren könnte.“1 Selbstkritisch räumte er ein, dass es ihm gerade seine Identität als „Bestseller-Autor“ schwer gemacht hätte, zu akzeptieren und sich einzugestehen, dass er falsch gelegen haben könnte. Letztlich sei er aber in dem ganzen Prozess gewachsen: „Man muss alte Denkweisen und Gewohnheiten sterben lassen [...], die uns vom Wachsen abhalten.“2

Auch wir haben in vielen Gesprächen, Kontakten und Begegnungen mit Menschen auf Seminaren gemerkt: Es ist nicht einfach, alles in schwarz und weiß einzuteilen, es gibt auch noch viele Zwischentöne, die wir nicht einfach unter den Tisch wischen können und wollen.

Wir haben als Team.F-Leitung die Entscheidung getroffen: Wir wollen immer (mehr) im Kontakt mit Gott sein und bleiben. Beständig versuchen wir, seinen Willen für unsere Beziehungen zu verstehen. Gottes barmherziges Herz, seine Vergebung und Liebe möchten wir denjenigen nahebringen, die vielleicht an ihren eigenen oder auch fremden Ansprüchen gescheitert sind – herzlich Willkommen bei unseren Seminaren und Angeboten!

Über eure Rückmeldung dazu freue ich mich

Herzliche Grüße aus dem Leitungsteam
Christian Siegling

1 https://www.livenet.ch/news/gesellschaft/familie/351457-autor_von_ungekuesst_und_doch_kein_frosch_gibt_scheidung_bekannt.html
2 https://www.livenet.ch/news/gesellschaft/kultur/321326-von_fehlern_lernen_und_an_ihnen_wachsen.html