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Glücklich ohne Partner

In Verbindung mit Gott

Die Autorin ist der Redaktion bekannt.

Irgendwann im letzten Jahr habe ich die Entscheidung getroffen, Gott nochmal neu mein Vertrauen auszusprechen, dass mein Stand als Ledige die momentan beste Idee ist, die er für mich hat. Das ist so schnell und leicht gesagt, aber dahinter steht ein Weg, der für mich die Erfahrung von Enttäuschung, Schmerz und Traurigkeit bedeutet, aber auch Freude, Freiheit und neue Abenteuerlust mit sich gebracht hat. In all dem Ringen, Anhalten und Weitergehen ist mir Gott begegnet.

Meine Situation
Anfang 2023 habe ich mich in einen Mann verliebt, der sich in einer Beziehung befand, sich aber dummerweise auch in mich verliebt hatte. Es ist mir nicht gelungen, den Kontakt zum rechten Zeitpunkt zu beenden. Stattdessen hat meine Seele den »großen Bruder« kreiert, den ich mir aufgrund meiner eigenen Geschwisterlosigkeit eh immer gewünscht hatte. Das kann man natürlich als »Ausrede« verstehen, mit diesem Mann in Kontakt zu bleiben. Für mich war es jedoch anders, anfänglich sehr schön, letzten Endes voller Schmerz. Fakt ist auch, dass mich die »Bruder-Idee« meiner Seele letzten Endes vor einem Ehebruch bewahrt hat. Natürlich wollte ich seine Partnerschaft respektieren. Deshalb hatte ich mir vorgenommen, seine Lebensgefährtin kennenzulernen und ihn nur noch im Doppelpack zu treffen.

Das hat eine Zeit lang auch funktioniert. Dass solche Treffen letzten Endes angesichts meiner eigenen Verliebtheit keine gute Entscheidung waren, habe ich erst später verstanden. Ich habe mich mit dem Anspruch an mich selbst, meine Gefühle »in den Griff kriegen« zu wollen, emotional total überfordert – mal abgesehen davon, dass es einfach falsch war. Ein damaliger Begleiter sagte zur mir: »Ihr ›Bruder‹ ist ein bisschen entartet. Beenden Sie diesen Kontakt, bevor der Schmerz größer wird.« Ich bin diesem Rat nicht gefolgt, was am Ende bedeutet hat, seinen unkommentierten schweigenden Rückzug aushalten zu müssen, eine für mich emotional furchtbare Erfahrung, die ich niemandem wünsche.

Im selben Jahr war ich außerdem Teil einer Gruppe, die im Kontext einer Kommunität ein Konzept für eine zugehörige Laiengemeinschaft entwickelt hat (klösterliche Laiengemeinschaft: Jeder arbeitet und lebt weiterhin privat, die Spiritualität und der Auftrag wird mitgetragen). Diese durfte ich im Herbst 2023 dann auch mitgründen. Das empfand ich als einen sehr spannenden Weg, der große Freude in mir auslöste und zugleich natürlich auch neue Aufgaben mit sich brachte. Um dafür genügend Raum zu haben, habe ich mich schweren Herzens entschlossen, meine Mitarbeit in der Singlearbeit bei team-f zu beenden. Dort hatte ich in den Jahren zuvor sehr viel gelernt und durfte richtig gute Entwicklungsschritte gehen. Fakt ist aber auch, dass ich in dieser Zeit entgegen vielen anderen tollen Frauen und Männern, die ich dort kennenlernen durfte, selbst keinen Partner gefunden habe. Das hat mich auch traurig gemacht. Ich habe mich hinterfragt, ob mit mir doch etwas nicht stimmt oder ich eben doch weniger attraktiv als andere Frauen bin.

Am Ende dieses Weges und nach vielen Auseinandersetzungen steht der Entschluss, Gott zu vertrauen, dass er am besten weiß, was für mich gut ist.

Dieses Gute darf sich in meinem Ledigsein ereignen oder, wenn er es will, auch in einer Partnerschaft zu dem Zeitpunkt, den er will. Jetzt bin ich ledig und lebe mit Freude diesen Stand. Das kann ich deshalb, weil Jesus uns erfülltes Leben verheißt – und zwar unabhängig von unserer Lebenssituation und in Verbindung mit ihm.

Meine »Learnings«
Dieses Resümee liest sich leicht, aber es ist das Ergebnis eines nicht ganz so einfachen Weges und wurde in vielen kleinen Schritten erarbeitet:

  • In einer Zeit der Stille durfte ich erkennen, dass Gott uns auf eine Weise lieben kann, die uns kein Partner zu geben vermag, z. B. dass er immer da ist und dass er weiß, was ich brauche, bevor ich ihn darum bitte (Matthäus 6,8). Ich durfte entdecken, dass hinter meiner großen, manchmal übergroßen, Sehnsucht nach einem Partner die Ursehnsucht nach einer Bindungsperson steht, die nicht vollständig gestillt wurde. Zu dieser Sehnsucht »Ja« zu sagen und mich damit Gott hinzuhalten, war für mich der bessere Weg, als sie zu unterdrücken oder innerlich abzuspalten. Zu dieser Entdeckung gehört auch, dass ich bis heute eine Neigung habe, zu viel in meine Zeit reinzupacken. Das für mich passende Maß zu finden, wird Lebensaufgabe bleiben.
  • Dass sich Loslassen auch auf unsere Vorstellungen vom Leben beziehen kann, in meinem Fall eben, verheiratet zu leben, war ein mir hilfreicher Gedanke einer Predigt im Frühjahr letzten Jahres. Beschäftigt hat mich auch, wann genug eigentlich genug ist. Erstaunlicherweise konnte ich dieser Frage im Rahmen eines Brotbackseminars nachgehen. Brot braucht nur vier Zutaten, um zu gelingen. Was brauche ich unbedingt, damit mein Leben einen guten Geschmack erhält? Mit dieser spannenden Frage bin ich seither auf gute Weise unterwegs. Auf der Außentreppe von Schloss Moritzburg bei Dresden steht ein goldener Schuh, der an Aschenbrödel erinnern soll. Ich probierte dort diesen Schuh an, und es blitzte in mir der Gedanke auf, dass ich deshalb bisher keinen Partner fand, weil der Schuh einfach zu klein war. So einfach ist das! Ich musste herzhaft über mich selbst lachen und konnte darin Gottes Humor sehen.
  • Ein Buch, in dem es um den Lebensweg einer Frau ging, die vom Islam zum Christentum konvertiert ist, hat Gott benutzt, um mich darauf aufmerksam zu machen, dass Vergleichen nur zu Ärger führt und es viel besser ist, auf Jesus zu schauen. Wenn ich mal wieder auf diese Schiene gerate, warum andere Frauen einen Partner gefunden haben und ich nicht, dann kann ich mich inzwischen fröhlich dafür entscheiden, dass Ledigsein etwas mit Gottes gutem Plan für mein Leben zu tun hat und nicht damit, dass ich weniger attraktiv als andere bin oder mehr Mängel habe. Will sagen, dass ich Hilfe für mich nicht nur im Wort Gottes gefunden habe, sondern er so viele Möglichkeiten mehr hat, uns auf dem Weg der Heilung zu begleiten.
  • Und es ist natürlich auch Gottes Wort, das überführt und Klarheit schenkt, für mich auch bzgl. Ehebruch, an dem ich nur haarscharf vorbeigeschlittert bin: »Wer Ehebruch begeht, hat keinen Verstand. Das tut nur, wer sich selbst schaden will.« (Sprüche 6,32) Ich bin von ganzem Herzen dankbar, dass ich vor diesem größeren Schaden bewahrt worden bin.
  • Manchmal sind es auch gute Zitate, die einem Wahrheit vor Augen führen: »Wenn ich wachend mich irre, macht Gott den Irrtum zu dem noch besseren, als das Richtige gewesen wäre.« (Søren Kierkegaard) Mein Irrtum bestand darin, eine kameradschaftliche Freundschaft unter dem Vorzeichen gegenseitiger Verliebtheit leben zu können. Das Richtige wäre gewesen, den Kontakt zu diesem Mann sofort zu beenden, nachdem er mir seine Verliebtheit eingestanden und ich mir selbst über meine Gefühlslage im Klaren wurde. Das Bessere war, dass ich durch diese Geschichte mit meiner bis dahin verdrängten Verlustangst in Kontakt gekommen bin und sie in Therapie, Seelsorge und mit Jesus zusammen bearbeiten konnte. Sie ist nicht weg, aber ich habe Wege gefunden, wie ich gut damit umgehen und mit ihr leben kann.
  • Wichtig ist mir noch, zu sagen, dass die Aufarbeitung der Verliebtheit kein einfacher, aber ein gewinnbringender Weg war. Der hatte auch mit einem Anklagebrief, mit meinem Schuldbekenntnis, mit Vergebung und Verzicht auf eine Erklärung seines schweigenden Rückzugs zu tun. »Er ist mir nichts mehr schuldig.« – Diese Worte auszusprechen, hat mich Mut und Überwindung gekostet. Ich habe inzwischen alle Bilder, Nummern und Chatverläufe von meinem Handy gelöscht. Ohne meine Seelsorgerin und letztlich ohne Gott hätte ich alle diese Schritte des Loslassens nicht gehen können. Sie haben mich in neue Freiheit gebracht.

Perspektivwechsel
Ich habe erst neulich meine Profile auf verschiedenen Online-Plattformen für Partnervermittlung gelöscht, um meinem Vertrauen auf Gott auch wirklich Ausdruck zu verleihen und mir keine Hintertürchen offen zu lassen. Wahrhaftigkeit ist ein Wert, der mir wichtig ist. Ich weiß inzwischen, dass Gott meinen Schmerz zutiefst versteht, dass ich die Perspektive von mir zu Jesus hin wechseln darf, der die Situationen des Verlassenwerdens ausgehalten hat und seinen Weg weitergegangen ist. Deshalb kann ich das mit seiner Hilfe auch. Ich bin dankbar, dass ich auch im Ledigsein nicht alleine, sondern gut vernetzt bin und in meiner Tertiärgemeinschaft verbunden und verbindlich leben darf.

Ich verstehe mein Leben als ein herrliches Abenteuer, weil ich mit Jesus unterwegs bin, in welchem Stand auch immer ich lebe.

Loslassen heißt für mich nicht nur, etwas abzugeben und hinzuhalten, sondern auch die Hände frei zu haben, um Neues zu empfangen, und zwar jeden Tag.

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