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Eine gute Ehe muss mit vielen gemeinsamen und guten Erfahrungen gefüttert werden

Ein Gespräch mit Siegbert Lehmpfuhl und Anja

„Es ist wie bei einem Kamin, in dem ständig neues Holz nachgelegt werden muss, um Wärme zu erzeugen.“ Das sagt Anja, die mit ihrem Mann gemeinsam den AVT geschaffen hat. Was das bedeutet, erzählt sie hier.

Anja ist sehr glücklich verheiratet. Das war nicht immer so. Bevor sie Volker kennenlernte, erlebte sie den Zerbruch ihrer ersten Ehe. Sie brauchte Zeit und Hilfe, das Scheitern der ersten Beziehung zu verarbeiten und sich wieder auf eine neue (Ehe)Beziehung einzulassen.

Siegbert: Ich höre immer wieder von einem besonderen Tag, den du gemeinsam mit Volker verbringst. Was macht diesen Tag besonders?

Anja: „Unser“ Tag heißt bei uns AVT und bedeutet „Anja – Volker – Tag“. Wir feiern ihn bereits einige Jahre, schon vor unserer Heirat. Immer ist es ein Wochentag, den wir uns speziell frei nehmen, um etwas Schönes zu machen.

Siegbert: Feiert ihr den regelmäßig? Wie ein wöchentlicher Eheabend, den wir empfehlen, funktioniert das ja wahrscheinlich nicht.

Anja: Nein! Wir versuchen es irgendwie in regelmäßigen Abständen. In der Regel gelingt es uns alle zwei Monate. Wir nehmen uns bewusst frei für unseren AVT.

Siegbert: Erzählst du uns, von wem diese nicht alltägliche Idee stammt?

Anja: Das kann ich gar nicht mehr so genau sagen. Am Anfang unserer Beziehung konnte ich meine Kinder nicht einfach allein lassen und wir zwei suchten nach Wegen, miteinander Zeit zu verbringen. Die Zeit war uns sehr kostbar und die Kinder sollten auch gut untergebracht werden. Das war zu organisieren. Auch die Trennung von meinem ersten Mann nagte noch an mir und verlangte Zeit und Kraft. Schon aus diesen Gründen entwickelte sich diese mit Volker gemeinsam verbrachte Zeit zu etwas ganz Besonderem. Wir spürten, dass sie uns und unserer Beziehung guttut. So entschieden wir uns irgendwann, diesem Tag auch einen besonderen Namen zu geben und machten daraus den „Anja – Volker – Tag“ – unser ganz persönlicher Tag eben.

Siegbert:  Wie lange gibt es denn diese Tradition schon bei Ihnen?

Anja: Seit 2011, also schon seit einigen Jahren. Gleich zu Beginn unserer Beziehung setzten wir diese Idee um.

Siegbert: Wird man bei dieser langjährigen Tradition nicht langsam müde, sich immer wieder was einfallen zu lassen?

Anja: Es sind nicht immer neue Ideen. Manche Sachen werden einfach wiederholt, weil sie uns viel Spaß gemacht haben. Ein Tag in der Therme ist z. B. unser Tag, an dem wir heraus aus dem Alltag gemeinsame Entspannung erleben. Manche Ideen fliegen uns einfach so zu. Es kann eine gemeinsame sportliche Aktivität sein. Ich erinnere mich an Zeiten auf Inlinern auf unserem schönen Fläming Skate (einer Skater Strecke, die vom Landkreis besonders schön gestaltet wurde und mehr als 100 km lang ist). Manchmal gehen wir in ein Museum, das uns beide interessiert und oft gehen wir ins Theater. Dabei schauen wir gern nach kleinen kreativen Spielorten und besonderen Angeboten. Meist ist auch ein besonders schönes Essen ein Tageshöhepunkt. Also in Bezug auf unsere gemeinsame Zeit sind wir beide immer offen für das, was sich uns bietet.

Siegbert: Ganz ehrlich! Der Urlaub bietet doch genug Gelegenheiten, sich so etwas vorzunehmen. Schließlich hat man auch damit den Effekt der gemeinsamen Zeit und braucht nicht ständig einen besonderen AVT initiieren.

Anja: Nein, das Besondere am AVT ist, dass es immer ein Wochentag ist. Damit wird er zu etwas Speziellem. Wir müssen uns bewusst dafür frei nehmen, einen Urlaubstag opfern oder ausreichend Überstunden haben. So hat er einen anderen Stellenwert als ein schönes Wochenende oder unser Urlaub.

Siegbert: Ihr werdet früh wach und sagt: „Heute ist AVT“? Wie geht es dann weiter?

Anja: So spontan geht es natürlich nicht. Ich brauche immer einen gewissen Vorlauf, weil ich meine Termine entsprechend planen muss und etliche meiner Kunden sich darauf einstellen müssen. Aber es ist tatsächlich dann so, dass der Tag sehr ruhig beginnt. Es klingelt kein Wecker, was schon den Tag als Besonderen auszeichnet. So können wir etwas länger liegen bleiben und in Ruhe frühstücken oder sogar ausgehen zum Frühstück. Dann starten wir mit dem, was wir uns vorgenommen haben. Nicht immer dauert die geplante Aktion den ganzen Tag. In der Therme schon, wenn wir ins Theater gehen, schauen wir uns vorher die Stadt an und gehen dann abends in die Vorstellung. Mal Bummeln und sich treiben lassen hat auch seinen Reiz. Trotzdem ist es immer unser Tag.

Siegbert: Hast du im Rückblick eine besonders schöne Erinnerung?

Anja: Eigentlich ist es immer besonders und schön. Es ist nicht leicht, deine Frage auf Anhieb zu beantworten. Schön war es gleich zum Start. Das Bewusstsein, miteinander frei zu haben ohne Verpflichtungen war für uns beide etwas Umwerfendes. Doch ich kann mich gut an den anstrengendsten Tag erinnern. Der war schön und körperlich stark herausfordernd. Wir waren einen ganzen Tag mit unseren Inlinern auf dem Fläming Skate unterwegs und spürten bereits unsere Muskeln und Knochen. Es reichte uns wirklich und doch waren wir am Ende froh und glücklich.

Siegbert: Gibt es nur den AVT oder habt ihr auch andere Ideen, die eure Ehe frisch und lebendig erhalten?

Anja: Ich glaube, besonders hilfreich ist, dass wir viele gemeinsame Interessen haben. Schon jahrelang gehen wir wöchentlich tanzen. Wir gehen auch gemeinsam zum Sport. Da haben wir unsere Badminton Gruppe. Darüber hinaus sind uns Freundschaften auch wichtig. Jeder von uns hat auch seinen eigenen Bereich, den er pflegt. Volker hat seinen Freundeskreis, den ich auch gut kenne. Manchmal machen wir auch etwas mit ihnen gemeinsam. Genauso habe auch ich meine Mädels, mit denen ich gern zusammen bin.

Siegbert: Danke für diesen spannenden Einblick, der sicher unsere Leser ermutigen wird. Das trägt sehr zum Gelingen des gemeinsamen Lebens bei.

Das Gespräch führte Siegbert Lehmpfuhl. Anja kennt er schon einige Jahre und ist durch ihre Erzählungen auf ihr schönes und besonderes Paar-Ritual aufmerksam geworden.

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