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Phasenweise anders

wie eine Ehe wächst und reift.

Jeder Mensch entwickelt im Laufe seines Lebens seine Persönlichkeit. Genauso gibt es eine individuelle Paarentwicklung. Und beides ist miteinander verwoben und bedingt sich gegenseitig.

Aller Anfang beginnt mit dem zauberhaft leichten Frühlingsgefühl der Verliebtheit: ein Mann und eine Frau finden sich als Traumprinz und Prinzessin zur perfekten Ergänzung, „weil du hast, was ich nicht habe“. Oder im Gleichklang der Seelenverwandtschaft getreu dem Motto ‘gleich und gleich gesellt sich gern’. Ausgestattet mit der „rosaroten Brille“ entdecken wir uns selbst und den anderen von den schönsten und allerbesten Seiten. Nach dem ersten Kennen lernen finden wir es wunderbar, neue Wege im Vertrauen aufeinander zugehen und lassen uns auf die Beziehung ein… Es reift die Entscheidung, dass wir von nun an gemeinsam durch dick und dünn im Leben gehen wollen und – heiraten. 

Jedes Ehepaar trifft seine individuellen Entscheidungen, wie es leben möchte und beginnt, gemeinsam Projekte und Lebensziele umzusetzen. Das macht viel Spaß, bringt aber auch viel Arbeit mit sich. Dazu gehört die berufliche Entwicklung jedes Partners, der Bezug eines eigenen Zuhauses und die Familienplanung. Meist fühlen sich junge Ehepaare so stark, dass viele Projekte parallel laufen. Es zeigt sich dann, wie jeder gewohnt war, mit Stress und Konflikten umzugehen. Die Gewitterwolken im arbeitsreichen Sommer ziehen schon mal auf, denn der andere ist ja so ganz anders als ich. Jetzt entdecke ich Schattenseiten an meinem Partner und an mir, die ich bisher so nicht erkannte. Da kommen Charaktereigenschaften und Defizite zum Vorschein, die mich zweifeln lassen, ob dies noch der Mann oder die Frau ist, die ich einmal glücklich geheiratet habe. Jeder einzeln und beide gemeinsam haben die Aufgabe, mit diesen persönlichen Schattenseiten umzugehen, aber auch die Chance zu einem neuen, tieferen Verständnis füreinander zu finden. Gute Absprachen und Kompromisse aushandeln zu können ist wichtig und hilfreich, aber auch mit Unterstützung erlernbar. Um gemeinsame Lebensziele zu verwirklichen, brauchen Ehepartner jeweils auch eine Entwicklung ihrer Persönlichkeiten.

So um die Lebensmitte herum finden erneut bedeutsame Veränderungen statt. Der Hausbau ist geschafft, die Kinder werden unabhängiger, die Elternrolle verändert sich und der Ruhestand in nicht mehr allzu großer Entfernung. Was kommt dann? Als Ehepaar haben wir wieder mehr Zeit zu zweit. In der Paarbeziehung dürfen wir nun die Früchte unserer Bemühungen reifen sehen, die bisher durch viele andere Aufgaben nicht sichtbar waren. Hoffentlich gibt es immer noch Träume, gemeinsame Interessen, Visionen und Projekte, die wir zusammenfinden und erleben möchten. Andererseits dürfen wir uns als Ehepaar auch wieder neu Freiraum für individuelle Interessen zugestehen. Vielleicht möchte mein Partner noch etwas Neues entdecken und sich ausprobieren. Ich kann ihn dabei vertrauensvoll unterstützen, denn das lässt unsre Liebe tiefer und interessanter werden. 

In einer langjährigen Ehe werden wir gemeinsam älter. Wir müssen lernen, mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen zu leben. Sich zu stützen, zu versorgen, zu wärmen und das Zusammen sein zu genießen, bleibt auch mit eingeschränkten Möglichkeiten wertvoll. Wir lernen loszulassen, Abschied zu nehmen und auch die bewusste Auseinandersetzung mit Tod und Sterben kann unsere Beziehung noch einmal bereichern. Was bleibt ist die Liebe….

Übergänge sind Krisenzeiten: das Alte passt nicht mehr, das Neue ist noch unklar und unsicher. Das ist normal! Und es ist weise, sich dafür Hilfe zu suchen, z. B. in Paarseminaren, in Beratung und Therapie. Das sollten wir uns wert sein. Unsere Liebe wird uns bereichern, beschenken und glücklich machen!

Deine Sabine Gabler

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