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Unterschiede ziehen sich an

oder: Gleich und gleich gesellt sich gern…?

Kannst du dich erinnern, nach welchem Grundsatz du deinen Partner ausgewählt haben? Oder für den Fall, dass du nicht liiert bist, welches Verhalten findest du attraktiv und anziehend, welcher Typus übt so gar keine Anziehungskraft auf dich aus? Welche Empfehlung würdest du anderen geben?

In der Tat finden viele Menschen bei der Anbahnung von Beziehungen die Unterschiedlichkeit anziehend, neu und spannend – vielleicht deswegen, weil man sich und seine eigenen Eigenschaften ja schon zur Genüge kennt.

Man ist fasziniert davon, dass einem der andere den Blick für die Kleinigkeiten öffnet und äußerst achtsam und vorsichtig alle Einzelheiten einer Sache würdigt. Während man selbst vielleicht achtlos daran vorbeigestolpert wäre…oder umgekehrt.

Der “Stubenhocker” und Eigenbrötler freut sich, dass ihn der andere zu Aktivitäten motiviert und unkompliziert Kontakte knüpft. Die ständig auf Achse befindliche Person schätzt vielleicht das Innehalten, Durchschnaufen, der Blick für Details und ist fasziniert von der Entdeckung der Entschleunigung durch den anderen.

Doch bleibt das so?

Langzeitbeobachtungen  bei vielen Paaren haben gezeigt, dass genau diese Punkte, die uns am Anfang der Beziehung am anderen attraktiv erschienen, im Zusammenleben Konfliktpotential entwickeln können. Hat man sich in den ersten Jahren noch über den Aktionismus des anderen gefreut, heißt es nun: “Kannst du nicht einmal Ruhe finden? Müssen wir ständig unterwegs sein?” Oder falls du begeistert warst von dem Detailblick deines Partners, findest du nun treffende Bezeichnungen wie: “Musst du immer so pingeling und kleinkariert sein?”

Ist es womöglich leichter, nach dem zweiten oben genannten Prinzip “Gleich und gleich gesellt sich gern!” zu verfahren? In der Tat zeigt auch hier die  Erfahrung, dass sich solche Paare oft langfristig leichter tun, einen für beide stimmigen Rhythmus und ein konfliktarmes Miteinander im Alltag zu finden. Doch Partner, die beide Auseinandersetzungen scheuen, landen längerfristig oft in Frustrationen, weil es natürlich Konfliktpunkte gibt, denen jedoch beide Partner gerne aus dem Weg gehen.

Eine Musterlösung gibt es eben nicht, sondern ein waches Beobachten, was einen gerade am Partner zu stressen beginnt und ein “Ins-Gespräch-kommen” darüber. Wenn Konflikte über persönlichkeitsbedingte Unterschiede zu lange schwelen und unbearbeitet bleiben, kann  großer Frust entstehen. Irgendwann ist dann die Zeit (zumindest für einen der beiden Partner) gekommen, wo man sich innerlich so weit voneinander entfremdet hat, dass man  kaum noch Energie aufbringt, sich wieder anzunähern. Leider bedeutet das oft das Ende einer Partnerschaft.

Wenn man über Unterschiede, Missverständnisse und Reibungspunkte spricht, gegebenenfalls dazu auch externe Unterstützung oder Moderation in der Beratung aufsucht, stehen die Chancen gut, Lösungen zu finden und über diese Konflikte hinwegzukommen.

Gönnt euch doch mal (wieder) ein Eheseminar, das stärkt eure Partnerschaft und beugt vielleicht auch einem überlaufenden Fass vor…

Dein Christian Siegling

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