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Versöhnung mit Gott

Das Vaterherz erkennen und annehmen

Mit drei älteren Brüdern lernt frau schon früh, sich selbst zu behaupten. Das ist auf der einen Seite wirklich gut, denn es bereitet auf das Leben vor. Auf der anderen Seite ist es mir dadurch aber schon immer schwer gefallen, um Hilfe zu bitten. Ich wollte immer alles alleine schaffen, meine Probleme alleine bewältigen, alleine nach Lösungen suchen.

Deswegen dachte ich auch, dass ich nichts Neues lernen würde, wenn ich mir mal das „Versöhnt Leben – Beziehungen klären“-Seminar von team-f anschaue. Schließlich hatte ich mich mit den Themen schon jahrelang auf eigene Faust beschäftigt, hatte Wege für mich gefunden, viele Diskussionen mit Gott geführt und war bereits viele Heilungsschritte gegangen. Was sollte mich da schon erwarten, was ich nicht eh schon alles wusste?

Aber als damals noch neue Verwaltungskraft im team-f-Hauptbüro in Lüdenscheid wollte ich mir doch einmal eines unserer Seminare aus Sicht der Teilnehmerin anschauen. Und so machte ich mich auf den Weg ins Blaukreuzheim in Holzhausen – vollkommen ohne Erwartungen oder Ansprüche.

Versöhnt unversöhnt?

Ziemlich bald sah ich mich dann aber schon mit der Frage nach meinen persönlichen Erwartungen an das lange Wochenende konfrontiert. Aber ich hatte doch gar keine? Welche Beziehung müsste ich denn wohl noch klären? In welchen Lebensbereichen fühlte ich mich unversöhnt?

Manchmal sind es ja gerade die Beziehungen, die dringend einer „Renovierung“ bedürfen, von denen wir denken, dass sie gerade eigentlich echt super laufen. Hätte man mich vor dem Seminar gefragt, wie meine Beziehung zu Gott sei, hätte ich ohne Nachzudenken immer geantwortet: „Super!“ Dass da aber immer eine gewisse Distanz zwischen Gott und mir war, das hätte ich vor dem Seminar noch nicht für möglich gehalten.

Ein Teil des Seminars dreht sich auch um das Vaterherz Gottes, von dem wir angenommen und geliebt sind – mit all unseren Fehlern. Theoretisch war mir das bewusst, deswegen war ich auch sehr überrascht, wie sehr mich dieses Thema dann im Endeffekt doch mitnahm. Natürlich wusste ich rein vom Verstand her, dass Gott mich liebt und das habe ich in meinem Leben auch oft genug erfahren – aber glaubte ich das tatsächlich? Und noch wichtiger: Hatte ich das so für mich ganz persönlich auch angenommen?

Pass auf, kleines Auge…

Das Bild Gottes, dass ich in Gottesdienst und Sonntagschule in meiner Kindheit am meisten zu erleben glaubte, war das eines strengen, strafenden Gottes. Wie heißt es noch so schön in einem der gefühlt am häufigsten in meiner Sonntagschule gesungenen Lieder? „Pass auf, kleines Auge, was du siehst, denn der Vater in dem Himmel sieht herab auf dich, drum pass auf, kleines Auge, was du siehst.“ Nicht gerade ermutigend…

Und als ich dann alt genug war, um aus der Sonntagschule verabschiedet zu werden und der zweiten Stunde der Predigt beizuwohnen, ging es dort direkt weiter mit den „Erhobener Zeigefinger-Predigten“, die zumindest gefühlt in der Überzahl waren. (Anmerkung: In der Versammlung, in der ich aufgewachsen bin, gab es sonntags zwei Stunden: Die erste diente der Anbetung, in der zweiten gab es dann die Predigt – das konnten sehr lange Sonntage werden…)

Im Nachklang des Seminars betrachtet ist es für mich ein wahres Wunder, dass ich überhaupt an einen liebenden Gott glauben konnte, schließlich wurde mir von klein auf das Gottesbild des strafenden Gottes vermittelt. Gott sei Dank haben aber meine Eltern durch ihre eigene Art das Bild des liebenden Gott-Vaters, der liebenden Gott-Mutter gelebt, dass da wohl etwas hängen geblieben ist.

Der Knoten platzte bei mir aber erst so richtig, als ich Berichte von Mitarbeitenden hörte, die eben genau meine Erfahrungen mit Gemeinde /Versammlung gesammelt hatten – und trotzdem mit tiefer Überzeugung von Gottes unbegrenzter und bedingungsloser Liebe erzählten. Trotz teils schwerer Verletzungen konnten sie Gott genau als das annehmen, was er für uns sein möchte: Ein liebender Vater, an dessen Herzen wir uns geborgen und geliebt fühlen dürfen.

Mauern einreißen

Was mir diesbezüglich wirklich bewusst geworden ist: Was für einen Einfluss eine heile, liebende Beziehung zu Gott in unseren Herzen und in unserem Alltag haben kann. Erst nachdem ich die Mauer, die zwischen Gott und mir stand, erkannt hatte und ihm erlaubt hatte, diese einzureißen, habe ich mich das erste Mal im Leben wirklich von Gott angenommen und geliebt gefühlt. Nicht nur vom Verstand her, sondern auch vom Herzen. Und erst jetzt kann ich auch darauf hören, was Gott mit mir plant, was er für mein Leben vorgesehen hat, wie er mich gebrauchen will. Welche Segensspuren er durch mich in der Welt hinterlassen kann und will.

Und manchmal spricht Gott ja einfach auch ganz deutlich zu uns. Nachdem ich in der Kleingruppe meine Erfahrung geteilt hatte, wie Gott sich mir als liebender Vater offenbart hatte, nahm ich in meinem Zimmer die Bibel zur Hand, die vom Blaukreuzheim dort ausgelegt war, und schlug sie dort auf, wo das Bändchen lag: Matthäus 5. Und als erstes las ich Vers 14: „Ihr seid das Licht der Welt: Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben!“ (Übersetzung: Basisbibel)

Immer wieder neue Erkenntnisse

Während des Seminars habe ich mich auch mit verschiedenen Mitarbeitenden unterhalten. Ihre Geschichten, die sie auch in den Vorträgen immer wieder einbanden, faszinierten mich. Wie viel hatten sie bereits bewegt, welch großartige Schritte waren sie mit Gott gegangen. Aber am faszinierendsten fand ich eigentlich, dass in jedem dieser Gespräche folgender Satz auf die eine oder andere Weise fiel: „Jedes Mal, wenn ich wieder hier dabei bin, nehme ich etwas Neues für mich mit.“ – Und das auch von wirklich schon jahrelangen Mitarbeitenden, die sich nun wirklich auch schon intensiv mit den Themen des Wochenendes auseinandergesetzt hatten.

Das ist ja das wunderbare an Gott: Auch wenn wir denken, wir hätten die Weisheit mit Löffeln gefressen und niemand könnte uns etwas Neues erzählen, so überrascht er uns doch immer wieder. Ich durfte Hilfe annehmen, nach der ich gar nicht gefragt hatte, von der ich nicht einmal wusste, dass ich sie brauchte! Ich durfte die Mauer einreißen, die zwischen Gott und mir stand, von der ich nicht einmal wusste, dass sie existierte, die aber so lange mein Verhältnis zu Gott gestört hatte. Ich durfte seine Liebe ganz ehrlich annehmen. Und ich durfte erkennen, dass mich Gott als ein Licht in diese Welt gestellt hat.

Von Sarah Schwarz

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