– von Stephan Arnold
Wie oft hörte ich es in Beratungsgesprächen: „Wenn mein Vater wenigstens einmal ein Wort des Lobes für mich übrig hätte, nur ein einziges Mal!“
Meist waren diese Aussagen nicht nur als bloße Erkenntnisse dahingesagt, sondern mit Tränen, einem tiefen Schmerz und einer Sehnsucht nach diesen Worten verbunden. Gut, dass andere Personen dies ausgleichen können und Jesus so gern die Rolle des Ermutigers übernimmt.
Wertschätzung ist der Oberbegriff eines ganzen Wertesystems. Dieses System ist prall gefüllt: Anerkennung, Dankbarkeit, Empathie, Freundlichkeit, Aufmerksamkeit, Zuneigung, Vertrauen, Toleranz, Treue, Großzügigkeit, Herzlichkeit, Interesse, Mitgefühl, Respekt, Sympathie, …
Na, wie siehts aus, was hast du hiervon in den letzten Tagen verbal erhalten? Würde es sich mit einem gewissen Mix aus dem Pool der Wertschätzung vielleicht etwas besser leben? Natürlich, wir alle sehnen uns danach. Ja, wir sind für unser inneres Gleichgewicht sogar darauf angewiesen.
Hinter die harte Schale blicken
Auch in dem knochig abweisend wirkenden Nachbarn steckt dieser Wunsch. Einen solchen, heute darf ich sagen, hatte ich. Er ist nicht weggezogen, sondern wir durften uns auf eine Reise des Kennenlernens und Anfreundens begeben. Sein zu erwidernder Morgengruß klang eher wie ein verschlucktes Muh auf einer Weide mit entsprechenden Tieren. Hinzu gesellten sich Besserwisserei und häufiges Beschweren über andere Anwohner.
Lädt dies zu Verweilen und Vertiefen der Beziehung ein?
Nun ja, ich bemühte mich, hinter die harte Schale zu blicken und startete eine Art „Umerziehungsprogramm“ – steter Tropfen höhlt den Stein, dachte ich mir. Ich brauchte einen langen Atem, da half kein kurzes Bemühen.
Im Nachhinein betrachtet verlegte ich mich hauptsächlich auf die Bereiche Freundlichkeit, Anerkennung, Dankbarkeit und Empathie.
Es war mir eine Freude, seine handwerklichen Fähigkeiten zu bestaunen und meine Anerkennung darüber zum Ausdruck zu bringen. Über die Hecke schauend bewunderte ich seinen neuen Pavillon, die akkurat gepflasterte Einfahrt und vieles mehr. Meine Worte der Bewunderung öffneten nach und nach die uns trennende Hecke. Nach einigen Jahren des Dranbleibens – zum Glück startete er immer wieder neue Projekte, öffnete sich die Eintrittspforte. „Komm‘ mal rüber, ich zeig dir was!“, tönte es von der anderen Seite. Wir tauschten Ideen aus, hörten einander zu und halfen uns gegenseitig. Sein Herz war über Lob und Anerkennung gewonnen.
Sehnsucht nach Gesehen-Werden
Es wuchs ein freundschaftliches Miteinander. Auch meine Frau Conny und unsere Kinder wurden im Laufe der Zeit Teil des angenehmen Miteinanders. Nun, unser Nachbar wurde (noch) kein Heiliger, aber seine Art des Pessimismus und der Erhabenheit verwandelte sich in Offenheit und gegenseitiger Achtung.
Jede Begegnung ist es wert, über den Mangel hinweg gesehen zu werden und auch zu erahnen, dass da eine Sehnsucht nach Gesehen-Werden zu spüren ist. Allzu schnell drängt sich beim Kennenlernen der vermutete Mangel einer Person in den Vordergrund. Dahinter steckt jedoch immer die Sehnsucht nach Veränderung und der Wunsch, gesehen zu werden.
Mit den einzelnen Elementen des großen Paketes Wertschätzung wollen wir unseren Single-Freunden dienen und zur Seite stehen.
Wertschätzung beinhaltet eine Reihe von positiven Nebenwirkungen. Sie:
- verbessert deine Konzentrationsfähigkeit
- wirkt beziehungsstärkend
- steigert die Leistungsfähigkeit
- verbessert das Arbeitsklima und das Miteinander in deiner WG
- sorgt für psychisch und physisches Wohlbefinden
- unterstützt dich darin, Bindungen eingehen zu können
Probiere es aus, vielleicht findest auch du (d)ein persönliches Trainingsfeld, welches dir hilft, dranzubleiben und zum Wertschätzer zu werden. Glaub mir, es macht Spaß!